New Mittelstand Portrait: Felix Ahlers, Familienunternehmer in der 2. Generation, über Innovation bei Frosta

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Gerne möchte ich an dieser Stelle nicht nur über meine Ideen, Theorien und Erfahrungen zur Innovation und Transformation des Mittelstandes berichten, sondern zur Abwechslung immer wieder auch ein paar spannende Unternehmer vorstellen und fragen, wie sie die Modelle in der Praxis umsetzen.

Den Anfang dieser neuen Serie auf New Mittelstand macht das „New Mittelstand Portrait“ mit Felix Ahlers. Er ist Familienunternehmer in der 2. Generation, Vorstandschef und größter Anteilseigner der FRoSTA AG. Da die Welt derzeit ja massiv im Wandel ist, hat es mich brennend interessiert, wie er bei Frosta das Thema „nachhaltige Innovation“ verankert. Darum habe ich mit ihm über nachhaltige Innovationen und langfristige Ziele im Mittelstand gesprochen.

„Ich denke im Mittelstand akzeptieren wir auch langfristigere ROI-Ziele, bzw. ein höheres Risiko, wenn dadurch Umweltschutzverbesserungen erreicht werden.“ Felix Ahlers, FRoSTA AG

Jeder hat bestimmt schon einmal die Frosta-Produkte im Tiefkühlregal gesehen. Was aber bestimmt nicht jeder weiß: Die 1800 Mitarbeiter*innen des deutschen Marktführers haben im vergangenen Jahr einen Umsatz von 509 Million Euro erwirtschafteten. Ebenfalls ist wenig bekannt, dass Felix Ahlers das Familienunternehmen in der 2. Generation führt. Der Auslöser für mein Gespräch mit ihm war aber eine Meldung in der Welt. Dort wurde darüber berichtet, dass Frosta künftig Tiefkühlkost in Papier verpackt. Dabei handelt es sich um sogenanntes „Kraftpapier“, also einem Papier welches nicht gebleicht oder beschichtet ist. Eine besondere mechanische Technik macht es möglich, dass dieses Papier resistent gegen Feuchtigkeit ist. Wie auf dem Firmen-Blog zu erfahren ist, hat die Umstellung von Plastikbeutel zum Papierbeutel für die Tiefkühltruhe eine Vorbereitungszeit von über 2 Jahre in Anspruch genommen - ein Paradebeispiel für langfristige und nachhaltige Innovation.

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Ich habe Felix Ahlers darum drei Fragen zum Thema Innovation gestellt und er war so freundlich mir diese zu beantworten. Gerne teile ich diese hier mit euch:

Frage: Was sind die Kriterien für nachhaltige Innovation (sprich: keine zufällige, sondern reproduzierbare und geplante Innovation) in einem Unternehmen?

Felix Ahlers: Skalierbarkeit und Profitabilität unter der Voraussetzung, dass die Umwelt in allen Bereichen weniger belastet wird als aktuelle Produkte (=Verbesserung).

Frage: Gibt es Unterschiede zwischen Konzernen und Mittelstand, wie man ein Umfeld dafür kreiert?

Felix Ahlers: Ja, ich denke im Mittelstand akzeptieren wir auch langfristigere ROI Ziele, bzw. höheres Risiko, wenn dadurch Umweltschutzverbesserungen erreicht werden.

Frage: Wie sorgst Du bei Frosta für nachhaltige Innovation?

Felix Ahlers: Wir fördern Ideen aus allen Bereichen und von allen Mitarbeitern, auch wenn Lösungen noch weit entfernt sind. Besonders dann, wenn wie oben Umweltaspekte im Fokus sind.

Frosta und die Idee des “Three Horizons” Modell

Auf Felix Ahlers, seine Arbeit und seine Ansichten bin ich zum ersten Mal durch einen Artikel vom 28. Mai 2019 in der ZEIT aufmerksam geworden. Dort ging es unter anderem um die Themen Erbschaftsteuer und Innovation bei Frosta aber insbesondere auch um seine neue Kaffee-Unternehmung in Äthiopien. Daran reizten ihn zwei Dinge: Zum einen die Möglichkeit, wieder einmal ein Start-up aufzubauen, und zum anderen, ein Stück weit etwas zurück zu geben. Mit dem „Impact Start-up“ in Äthiopien konnte er genau das: Ein Business von Null aufbauen und gleichzeitig den Menschen vor Ort etwas zurückgeben. Sehr lobenswert, wie ich finde. Hier ist ein Auszug aus einem Artikel im Enorm Magazin dazu:

„Solino - eine Marke, die Ahlers geschaffen hat, um Kaffee in Deutschland zu verkaufen, der in Äthiopien geröstet wird. Üblich ist das nicht. Normalerweise kommen Kaffeebohnen roh und entsprechend günstig nach Europa und werden dort zu einem Produkt verarbeitet, mit dem gutes Geld verdient wird. In die Anbauländer fließt nicht viel davon. Solino soll dafür sorgen, dass der größere Teil der Wertschöpfung, also des Geldes, in Äthiopien bleibt. Und somit besser als die klassische Entwicklungshilfe funktioniert.“

Diese Idee mit Solino erinnert mich stark an die Teekampagne von Günter Faltin, die bekanntlich sehr gut funktioniert hat. Bereits seit dem Jahr 1985 stellt dieses Unternehmen ein Musterbeispiel für nachhaltige, soziale Innovation. Wir brauchen dringend mehr davon!

Wie man sieht, hat Felix Ahlers den Kern der Idee des 'Three Horizons' Modell in seinem Unternehmen gleich mehrfach verankert und sorgt auch für nachhaltige Innovation im Horizon 3. Es geht ihm also um langfristige Innovationen, auch wenn es nicht immer von Anfang an ganz klar ist, wie die Lösung genau aussieht. Was ich sonst noch bei Frosta besonders lobenswert finde, ist dass die Mitarbeiter*innen die Aktien regelmäßig zum halben Preis erwerben können und so nicht nur ein größeres „Ownership-Gefühl“ bekommen, sowie neue Ideen in das Unternehmen rein bringen, sondern bringen auch frisches Geld rein, um Investitionen in Innovation zu erleichtern. Eine Win-Win-Situation also für beide Seiten!

@Felix - danke vielmals für Deine Offenheit und Einsatz als Unternehmer, sowie Deine Zeit und Unterstützung der New Mittelstand Bewegung.

Evgeni

Quellen zum Nachlesen: