Ein neues Unternehmensleitbild für Startups tritt an: Das Zebra.

Warum wir viele Zebra Herden statt nur wenige Einhörner brauchen und wieso Zebras und der New Mittelstand unbedingt zusammengehören — denn Zebras haben das Potential der neue Mittelstand von morgen zu sein!
Dieser Beitrag basiert auf Artikeln von Zebras-Unite. Sie finden sich im Original hier. Credits gehen an Jennifer, Mara, Astrid & Aniyia und Evgeni Kouris, die diese Bewegung in Deutschland mit aufgebaut haben.  

Warum Zebras?

Das erste Berliner Meetup der von vier US-Gründerinnen gestarteten Zebras-Unite-Bewegung Ende 2019 war noch klein, schnell aber begeisterte die Idee viele Menschen. Die mittlerweile globale Bewegung, die mit einem schüchternen Tweet und Blog Eintrag begann, hat auch in Deutschland einen Nerv getroffen und überzeugte – von Aktivist:innen, Berater:innen, Unternehmer:innen, Gründer:innen bis Ex-Akademiker:innen. Denn: Zebras stehen für ein neues Unternehmensmodell, das der bestehenden Startup- und Venture-Capital-Kultur entgegensteht. In diesem Artikel erklären wir Euch die Grundideen und warum Zebras und der deutsche und europäische Mittelstand (den Begriff nutzen wir als Synonym für Familienunternehmertum) unbedingt zusammen gehören.

Illustration by Arthur Jones

Illustration by Arthur Jones

Die Startup- und Venture-Capital-Kultur in der Krise 

Die aktuelle Technologie- und Risikokapitalstruktur ist aus der Sicht der Zebras-Unite Gründer:innen kaputt. Sie belohnt Quantität über Qualität, Konsum über Kreation, schnelle Exits über nachhaltiges Wachstum und Aktionärsgewinne über gemeinsamen Wohlstand. Sie jagt "Einhorn"-Firmen hinterher, die auf "Disruption" aus sind, anstatt Unternehmen zu unterstützen, die reparieren, kultivieren und verbinden.

Im Original aus Zebras-Unite.

Im Original aus Zebras-Unite.

Zum Ursprung der Bewegung: Von Gründerinnen für Gründer:innen

Der Ursprung der Bewegung findet sich in den USA, wo vier Gründerinnen 2015 ihre Kämpfe mit Vorurteilen gegenüber Frauen in der Tech-Branche teilten, was sie dazu brachte, die systemischen Probleme hinter den Statistiken über mangelnde Diversität in der europäischen Startup-Szene zu diskutieren (93 % aller Gelder, die von europäischen VC-finanzierten Unternehmen im Jahr 2018 aufgebracht wurden, gingen an rein männliche Gründerteams). 2017 schrieben Astrid Scholz, Mara Zepeda, Jennifer Brandel und Aniyia Williams erstmals über Zebras als Alternative zu Einhörnern und das Interesse war groß. Die globale Genossenschaftsbewegung Zebras-Unite war geboren. 

Nach der Veröffentlichung ihres ersten Essays hörten die Gründerinnen der Bewegung von Hunderten von Befürwortern - Gründer:innen und Investor:innen, die sich einig waren: "Wir können bei diesem Spiel nicht gewinnen.". Die Entwicklung von alternativen Geschäftsmodellen zum Status quo der aktuellen Startup Kultur ist zu einer zentralen moralischen Herausforderung unserer Zeit geworden und Kern der Zebras-Unite Bewegung. Solche alternativen Modelle balancieren Profit und Purpose aus, setzen sich für Demokratie ein und legen Wert auf das Teilen von Macht und Ressourcen. Unternehmen, die eine gerechtere und verantwortungsvollere Gesellschaft schaffen und Kunden und Gemeinschaften sinnvoll unterstützen, statt nur zu verkaufen. Unter dem Strich bauen solche Unternehmer:innen an einer neuen Sinnwirtschaft oder wie wir es nennen: New Mittelstand Economy. 

Illustration by Arthur Jones

Illustration by Arthur Jones

Die Vision von New Mittelstand für die neuen deutschen Entrepreneure: Die jungen, digitalen Zebras mit einer viel älteren Kultur zu „verheiraten“ – dem „ehrbaren Kaufmann“ und Ethos des Familienunternehmens. Evgeni Kouris fordert, das Beste aus den beiden Welten – Mittelstand und Startups – zu kombinieren, um eine „duale Strategie“ zu verfolgen: nachhaltige Wertschöpfung statt schnellem Geld, kombiniert mit Purpose-orientierter radikaler Innovation anstelle von Copycats.
— Gründerszene über New Mittelstand

Nachhaltiges Unternehmertum Zebras-Unite und New Mittelstand ein guter Match

Noch immer sind es vor allem die Einhörner - Startups mit einer Bewertung von mindestens einer Milliarde US-Dollar - die es mit Nachrichten über ihr schnelles Wachstum, große Reichweiten oder Exits in die Medienlandschaft schaffen und gefeiert werden. Zebras, die nachhaltig wachsen und wirtschaften bekommen kaum Aufmerksam, dabei sind diese die Unternehmen, die wir für eine gute und nachhaltige Zukunftswirtschaft und globale Gesellschaft mehr denn je brauchen. Das wollen wir ändern, denn: Die Zebras von heute sind der Mittelstand von morgen könnte man auch sagen.

Zebras sind an nachhaltigem Unternehmertum und einer werteorientierten Zukunftswirtschaft interessiert, so wie auch der europäische und deutsche Mittelstand. Beiden Unternehmensgründungen ist daran gelegen die Kontrolle über die eigene Finanzierung bei sich zu halten, nachhaltig profitabel zu wachsen und immer im Sinne der ganzen Unternehmung und Menschen zu handeln. Beiden Bewegungen geht es um die Etablierung neuer Unternehmensleitbilder im Rahmen des Dreiklangs People, Planet und Profit und einer klaren Mission Zukunft. Deshalb arbeiten die Bewegungen New Mittelstand und Zebras-Unite eng zusammen und New Mittelstand als Organisation ist hierfür nicht nur Shareholder an der Kooperative Zebras-Unite (vergleichbar mit einer Genossenschaft), sondern auch Chapter Lead für Berlin. So organisiert sich Zebras-Unite in regionalen Chaptern, denn auch wenn global ein gleiches Ziel verfolgt wird, so unterscheiden sich regionale Kontexte, kulturelle Hintergründe und politische und rechtliche Rahmenbedingungen stark. Die Chapter Logik erlaubt es, die Bedürfnisse der Zebra Bewegung mit den lokalen Gegebenheiten zu matchen. Wir bei New Mittelstand entwickeln hierfür Formate, bei denen sich beide Unternehmensleitbilder begegnen und voneinander lernen – in beide Richtungen: Zebra-Gründer:innen gründen zu 99% zum 1. Mal, während die Familienunternehmer:innen in der New Mittelstand Community meist bereits über mehrere Generationen erfolgreich wirtschaften.

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Die Motivation

“Der Silicon-Valley-Ansatz war nicht das Richtige für viele und ist es auch nicht für Deutschland. Wir haben in den letzten zehn Jahren meistens nur kopiert, mit mäßigem Erfolg. Wir müssen stattdessen etwas finden, das einen wirklichen Standortvorteil hat.“ Evgeni Kouris


Gemeinsam eine neue Zukunftswirtschaft bauen...

Ein neues Mittelstands Leitbild: New Mittelstand

Wir glauben, dass es eine neue, zukunftsfähige Form des Mittelstands in Europa gibt: den New Mittelstand. Dieser verbindet meisterhaft die Vorteile der alten mit den Vorteilen der neuen Welt, Mittelstand und Startups. Das Ziel dabei ist, gemeinsam eine positive Zukunft zu gestalten. Ein New Mittelstand Unternehmen zeichnet sich durch eine positive, nachhaltige und authentische Vision aus. Es hat eine ganzheitliche, flexible Innovationsstrategie und setzt diese mit einer transformativen Führungskultur um. Schlüssel hierfür ist eine Kultur der Offenheit zur Kollaboration im Unternehmen und darüber hinaus, sowie ein bewusster Umgang mit Ressourcen.

Einige der Kernwerte von New Mittelstand:

  • Kombination von Profit und Sinn („Purpose“)

  • Organisches Wachstum

  • Moralisches Handeln

  • Intrinsische Motivation

  • Systemische Verantwortung

  • Radikale, nachhaltige Innovation 

Ein neues Startup Leitbild: Zebras

Zebras stehen für ein Unternehmensmodell, das der bestehenden Startup- und Venture-Capital-Kultur entgegensteht. Anstatt schnelle Exits und exponentielles Wachstum um jeden Preis anzustreben, wollen Zebra-Unternehmen nachhaltig wachsen, Vielfalt und Inklusion ehren und sowohl auf Profit als auch auf den Nutzen für die Öffentlichkeit hinarbeiten. Zebra-Unternehmen sind schwarz und weiß: sie sind profitabel und verbessern die Gesellschaft. Und: Zebras sind gemeinschaftlich, indem sie sich zusammen in Gruppen zusammenschließen, schützen sie einander. Ihr individueller Input ergibt einen stärkeren kollektiven Output.

Einige der Kernwerte von Zebras:

  • Qualität über Quantität

  • Zebras bauen lieber auf als zu disrupten (zerbrechen, zerstören)

  • Innovationskraft jenseits von technischen Innovationen

  • Kein Monopoldenken, um Macht zu zentralisieren

  • Zebras lassen sich nicht von externen Kapitalgebern steuern

  • Lies auch hier auf unserem Blog weiter.

 

Zebras ist nicht gleich automatisch Sozialunternehmertum 

Zu häufig wird die Zebra-Identität mit der Identität eines Sozialunternehmer:innen / Social Enterprise verwechselt. Nicht alle Zebras aber haben eine klassische soziale oder ökologische Wirkung – auch wenn ziemlich alle ein gesellschaftliches Problem lösen möchten. Indirekte Wirkungsmechanismen wie z.B. durch neue dezentrale Währungen, mehr Datentransparenz oder neue Formen der Journalismus gehören hier genauso hin. Andererseits sind (noch) nicht alle Social Enterprises und Sozialunternehmer:innen Zebras. Gerade Green Startups werden aktuell noch durch vor allem VC Geld finanziert. Ebenfalls sind viele “Social Enterprises” klassisch hierarchisch strukturiert und Macht, Eigentum und Geld wird bei wenigen konzentriert. Alleine eine soziale bzw. ökologische Mission zu haben reicht nicht, um sich Zebra nennen zu können. Lies mehr: Die Startup-Szene braucht neue Vorbilder.

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“Das Geschäftsmodell ist die Botschaft”

Das Geschäftsmodell eines Unternehmens ist der erste Dominostein in einer langen Kette von Auswirkungen. Kurz: „Das Geschäftsmodell ist die Botschaft“.

Impact Investing / Impact Investor*innen sind nicht mit der Zebra Bewegung gleichzusetzen

… zumindest wie es aktuell in Deutschland gelebt wird: Impact Investing nutzt häufig die gleichen Prozesse, Strukturen und Dynamiken aus der klassischen Investment Welt. In der Tat sind oder waren fast alle Impact Investor*innen auch VCs oder Business Angels. Aber auch Stiftungen nehmen häufig die gleichen Strukturen auf. Vom Pitch-Wettbewerb bis hin zu Eigentumsstrukturen verbergen auch Impact Investing unsichtbare Vorurteile, die vor allem weiße Cis-Männer bevorzugen und Geschäftsmodelle bedienen, die techorientiert sind und eine direkte, sichtbare (und schnelle) Wirkung aufzeigen können. Damit werden viele Businesses von marginalisierten Gründer:innen wieder ausgeschlossen und auch welche, die komplexe, systemische Veränderungen angehen wollen und die kein einfaches Produkt oder Dienstleistungen verkaufen. Wir brauchen für Zebras eine viel breitere Definition von “Impact Finanzierung” d.h. Revenue Based Finance, Darlehen, Crowdfunding, Genossenschaften, Philanthropie. Lies mehr: Bundesinitiative Purpose Investing.

Bist du ein Zebra?
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